Veranstaltungsbericht

Vom Austausch ins Handeln – Das Netzwerk Bildung Digital startet ins Jahr 2022

Das Netzwerk Bildung Digital geht in die zweite Runde. Während 2021 der Hauptfokus darauf lag, möglichst viele Akteure aus sämtlichen Bildungsbereichen miteinander zu vernetzen und ins Gespräch zu bringen, will man 2022 vor allem dazu nutzen, in Experimentierräumen konkrete Projektideen anzustoßen.

Klaus Lüber 03.02.2022

Die guten Beispiele liegen längst auf dem Tisch, es ist schon so viel geredet und konzipiert worden, wir sind mitten in einer grundlegenden Transformation – wann endlich kommen wir ins Handeln? Schon beim ersten Event des Netzwerk Bildung Digital 2022 war das berüchtigte deutsche Umsetzungsproblem in der digitalen Transformation des Bildungswesens einer der dominierenden Themen. Rund 20 Teilnehmende tauschten sich im Rahmen des Austauschformates DigitalDienstag, das auch in diesem Jahr wieder monatlich stattfinden wird, über aktuelle Bedarfe und Wünsche für die weitere Netzwerkarbeit aus. Dieses ständige Abwarten und Sondieren – sie könne es nicht mehr hören, klagte eine Teilnehmende. „Wir müssen handeln, wir sind mittendrin.“

Und genau das hat sich das Netzwerk für das zweite Jahr seines Bestehens nun auch vorgenommen, bekräftigte Projektleiterin Anne Woltmann zur Auftaktveranstaltung des Netzwerkes. „Natürlich haben wir uns gefragt, wie machen wir weiter mit all den wertvollen Impulsen, die wir im letzten Jahr sammeln konnten? Und auch uns war klar: Wir müssen vom Austausch ins Handeln kommen.“ Natürlich wolle man den bildungsübergreifenden Austausch weiterführen, spezifizieren und miteinander im Gespräch bleiben, gleichzeitig auch die Kompetenzen und Beispiele aus dem Netzwerk sichtbarer machen. „Aber unser großes Ziel ist es, mit den beteiligten Akteuren konkrete Projektideen anzustoßen.“

Experimentierräume

Dazu wird das Netzwerk spezielle Experimentierräume anbieten, in denen sich einzelne Akteure zur Projektarbeit zusammenfinden können. Das Netzwerk unterstützt bei Matching und begleitet den Prozess moderierend. Das Format startet Anfang März mit einem ersten Call for Participation, bis Mitte Juni rechnet man mit ersten Ergebnissen. Insgesamt dreimal will man diesen Zyklus durchlaufen, für Juli und September sind weitere Calls for Participation geplant, in denen Teilnehmende ihre Projektideen einreichen können.

Eingeleitet wird jeder Experimentierraum von einem Dialogforum, das wie schon im letzten Jahr die Möglichkeit bieten wird, sich mithilfe des Inputs ausgewählter Expert:innen auf die jeweils durch die Projektideen gesetzten Themen einzustimmen und sich auf sinnvolle Abläufe für die anstehende Arbeitsphase zu einigen.

Leitlinien für digitale Bildung

Parallel zur Projektarbeit hat es sich das Netzwerk vorgenommen, Leitlinien zur Weiterentwicklung digitaler Bildung in Deutschland zu erarbeiten. „Es ist uns ganz wichtig, dass die vielen, bereits im letzten Jahr erarbeiteten Impulse in einer strukturierten und gebündelten Form noch stärker auch über das Netzwerk hinaus nach außen strahlen“, so Woltmann. Dazu wolle man Anfang März mit einer Onlinebefragung starten und die daraus gesammelten Ansätze in einem mehrschrittigen Workshop-Prozess weiter schärfen. „Wir sind uns bewusst, dass wir es hier in verschiedenen Bildungsbereichen mit sehr unterschiedlichen Perspektiven zu tun haben“, erklärt Woltmann. Deshalb wolle man die „Leitlinien“ in einem bewusst multiperspektivischen Ansatz entwickeln. „Wir haben uns vorgenommen, den Prozess sehr partizipativ zu gestalten und in jedem Fall darauf aufzubauen, was an Impulsen schon gesammelt wurde.“ 

Natürlich stellt sich an dieser Stelle die Frage: Inwiefern könnte all dies auch dazu beitragen, eventuell bildungspolitisch wirksamer zu werden. „Könnt ihr euch vorstellen, dass das politisch konkreter wird?“, wollte eine Teilnehmende wissen. Schließlich sei man doch längst über das Stadium der Theorie hinaus. Und auch in den kleinen Runden der Breakout-Rooms, in denen es unter anderem um die Frage ging, welche Erwartungen und Wünsche man an das Netzwerk habe, war das Ziel einer stärkeren politischen Einflussnahme Thema. „Wir brauchen dringend ein bisschen mehr Wumms.“

Informeller Austausch

Um auch informellen Austausch weiter zu fördern – auch ein Wunsch, der im letzten Jahr vielfach geäußert wurde – haben die Teilnehmenden im DigitalDienstag-Format ab sofort die Gelegenheit, sich im Anschluss an die vorstrukturierten moderierten Veranstaltungsparts weiter zu vernetzen. Das wurde schon beim ersten Event sehr gut angenommen. Eine Teilnehmende berichtete von Ihrem Versuch, digitale Bildungskonzepte direkt in Kooperation mit Unternehmen zu entwickeln. „Mit großen Unternehmen ist das recht mühsam, da mahlen die Mühlen sehr langsam.“ Weswegen sie plant, in Zukunft verstärkt auf mittelständische Firmen zuzugehen – und sich für dieses Vorhaben direkt mit einem weiteren Teilnehmenden vernetzen konnte.

Wie können Teilnehmende des Netzwerks weiter über die vielfältigen Aktivitäten 2022 auf dem Laufenden bleiben? Auch hierzu hat sich das Team Gedanken gemacht und will vor allem auf der Projektwebseite mehr Möglichkeiten schaffen, sich aktiv zu vernetzten. Dort sind schon jetzt über 31 Bildungsakteure mit Steckbriefen präsent. „Diese Netzwerkübersicht wollen wir nun unter anderem über eine ‚Suche-Biete‘ Funktion erweitern“, so Anne Woltmann. Auch könne der Newsletter dazu genutzt werden, aktiv Aufrufe im Netzwerk zu starten. Darüber hinaus sei eine LinkedIn-Gruppe in Arbeit.

Der DigitalDienstag ist an jedem letzten Dienstag im Monat geplant und wird am 22. Februar 2022 ab 16 Uhr das nächste Mal stattfinden.