Gastimpuls

Ileana Dilger

Ileana Dilger arbeitet in der Abteilung „Pädagogik und Qualitätsentwicklung“ bei der gemeinnützigen Tochtergesellschaft FRÖBEL Bildung und Erziehung gGmbH, die in zwölf Bundesländern rund 215 Krippen, Kindergärten und Horte sowie Einrichtungen im Bereich Hilfen zur Erziehung betreibt. Ileana Dilger leitet das Projekt "Kita 4.0", in dessen Rahmen die Erzieher:innen qualifiziert werden, um mit digitalen Prozessen in ihrem Arbeitsumfeld noch sicher umgehen zu können.

www.froebel-gruppe.de/kita40

„Kinder bewegen sich in einer zunehmend digitalisierten Welt.“

Kinder sollen die Möglichkeit haben, digitale Medien in allen Bildungsbereichen als Werkzeuge zu nutzen – selbstverständlich in Ergänzung zu analogen Medien. In der frühpädagogischen Praxis von FRÖBEL sprechen wir uns deshalb für eine alltagsintegrierte Nutzung digitaler Medien aus. Entscheidend für die Auswahl und den Einsatz der digitalen Medien sind die individuelle Entwicklung, das Interesse der Kinder sowie deren sprachlicher Hintergrund.

Die Erzieher:innen der FRÖBEL-Einrichtungen unterstützen die Kinder dabei, den Umgang mit digitalen Medien spielerisch zu erlernen. Dabei begleiten sie sie verantwortungsvoll und kreativ. Gleichzeitig beginnt in der Kita der reflektierte und auch kritische Umgang mit (digitalen) Medien. Auf diese Weise erfahren die Kinder, wie sie das Potential ausschöpfen und als selbstbestimmtes, gleichberechtigtes Mitglied an einer zunehmend digitalisierten Gesellschaft teilhaben können.

In der digitalen Medienbildung unterscheiden wir drei Lernebenen: Die Kinder sollen über digitale Medien ein technisches Grundverständnis erlangen, mit digitalen Medien den Zugang zu Informationen erlernen und durch digitale Medien ihrer Kreativität Gestalt und Ausdruck verleihen. Besonders wichtig ist, dass die Kinder dabei Beurteilungskompetenzen entwickeln: Sie sollen kritisch Informationen hinterfragen und ihre Mediennutzung reflektieren.

Neben der frühpädagogischen Praxis und der Medienbildung in der Kita betrifft die Digitalisierung auch die Prozesse der pädagogischen Arbeit. Hierzu zählen neben Kita-Management-Aufgaben zunehmend die Bildungsdokumentation und die Kommunikation mit Familien. Dabei sorgen Apps und andere Software-Lösungen für eine deutliche Arbeitserleichterung, für mehr Transparenz und Struktur. Damit die Potenziale der Digitalisierung voll entfaltet werden können, müssen entsprechende Voraussetzungen geschaffen werden. Grundlegend ist eine gute technische Ausstattung: Dazu zählen neben einer ausreichenden Anzahl an Endgeräten, einem gut funktionierenden WLAN auch technisch ausgereifte Tools. Für eine gelungene Implementierung einer digitalen Dokumentation und Kommunikation bedarf es einer bewussten Entscheidung des Teams, einer engagierten Kita-Leitung und fortlaufende Weiterbildungen. Insbesondere das Engagement der Leitung und der Mitarbeitenden ist essenziell. Gerade zu Beginn dieser Prozesse steht der Aufwand oft in einem Spannungsfeld zwischen knappen Zeitressourcen und den vielen Anforderungen im Kita-Alltag. Darum ist es wichtig, alle Beteiligten frühzeitig zu informieren und gemeinsam im Team ein einheitliches Verständnis für den Umgang mit digitalen Medien zu entwickeln. Ausreichend Zeit zum Ausprobieren, Qualifizierungen für das gesamte Team, eine Reflektion der Nutzung und der Austausch innerhalb des Teams sowie mit anderen Einrichtungen tragen zum Gelingen bei.

In dem Prozess ist es außerdem wesentlich, die Eltern frühzeitig einzubinden und über die Ziele, die Funktionen der Anwendungen sowie über die Vorkehrungen zum Datenschutz zu informieren. Gerade bei der digitalen Erfassung von Gesundheits- und Entwicklungsdaten bedarf es nach den aktuellen Datenschutzbestimmungen einer schriftlichen Einwilligung der Eltern, sofern dies nicht durch den Betreuungsvertrag abgedeckt ist. Durch die digitale Dokumentation der Entwicklungsprozesse der Kinder und durch die digitale Kommunikation wird die pädagogische Arbeit mit den Eltern transparenter, die Informationen erreichen die Eltern schneller, zuverlässiger und verständlicher.

Die digitale Dokumentation der Entwicklung des Kindes, wie etwa eine differenzierte Einschätzung des Sprachstandes mit validen Verfahren, hat das Potenzial, die Bildungsübergänge aus dem frühkindlichen Bereich in die Schule zu erleichtern. Sie können als Grundlage für Kennenlerngespräche vor dem Schuleintritt genutzt oder bei der Zusammensetzung der Klassen berücksichtigt werden. Dies begünstigt ausgewogene Bildungsstände. Bereits in der Schuleingangsphase können Kinder dadurch eine entsprechende Begleitung und individuelle Förderung erhalten.

FRÖBEL unterstützt und begleitet die Digitalisierung in den Bildungseinrichtungen stetig. So startete etwa im Jahr 2019 bei FRÖBEL das Projekt „Kita 4.0“, in dessen Rahmen mit der Finanzierung des Europäischen Sozialfonds (ESF) die Erzieher:innen der Einrichtungen qualifiziert werden. Ziel ist ein sicherer und intuitiver Umgang mit digitalen Prozessen im Arbeitsumfeld. Neben kontinuierlichen Fort- und Weiterbildungen sowie überregionaler Vernetzung wurden auch „Multiplikator:innen für Digitalisierung“ geschult. Diese besonders geschulten Fachkräfte unterstützen die Einrichtung während des Prozesses und stehen auch nachfolgend begleitend zur Seite.